See der verlorenen Seelen

Leseprobe

Schlüsselgeschichte – Der Parapsychologe

Die Parapsychologie versteht sich selbst als wissenschaftlichen Forschungszweig, der angeblich jenseits des normalen Wachbewusstseins liegende psychische Fähigkeiten, die das normale Erkenntnisvermögen berschreiten

Zitat Google

Ich gehe täglich eine Runde um den See. Dabei kann ich wunderbar entspannen und ein wenig philosophieren. Ich suche mir dabei die frühen Morgenstunden aus, da für mich die Welt dabei noch unverbraucht scheint. So früh am Morgen sind nur wenige Leute unterwegs.Als ich so dahin sinniere, begegnet mir ein junges Mädchen, welches mir entgegenkommt. Ihr Gesicht ist unkenntlich, da es mit Ihren langen Haaren total verdeckt ist.

Ihr Körper wirkt sehr dünn, sie lässt die Schultern hängen und hat eine traurig wirkende, schleppende Gangart. Ich war zugegeben ein wenig verängstigt. Sie tat mir irgendwie leid. Warum verdeckt ein junges Mädchen Ihr gesamtes Gesicht? Obwohl ich eine rege Kommunikation mit anderen Spaziergänger pflege, habe ich keinen Mut Sie anzusprechen. Diese Begegnungen sind fast täglich. Und tief in meinem Inneren merke ich, dass hier irgendwas nicht stimmt, also mit meinem Wachbewusstsein nicht in Einklang zu bringen ist. Ich selbst brauche für die ca. 4 km Seehubrundung 2 Stunden, da ich sehr langsam spaziere. In diesen 2 Stunden begegnet mir das Mädchen 8-mal. Ich denke, mein Gott hat die ein Tempo. Von Beruf war ich Mathematiklehrer an der Grundschule. Also machte ich mir eine Skizze und notierte darin alle relevanten Daten.


Mister Google sagt: beim strammen Gehen werden fünf oder sechs km/h erreicht.
Wie kann das Mädchen mit Ihrem schleppenden Gang dann 14 km/Std erreichen ???

Ich mache ein Foto von Ihr. Allerdings wage ich es nicht von vorne zu machen. Das Persönlichkeitsrecht, das Recht auf das eigene Bild kenne ich. Das ist auch der Grund, dass ich keine Fotos veröffentliche. Ich möchte keinerlei Abmahnanwälte dazu animieren mir Rechnungen zu senden. Darum ersetze ich die Fotos durch Zeichnungen. Freunden werde ich gerne die Bilder vertraulich und persönlich zeigen.

Ganz unten im Bild ist meine Position bei der Aufnahme. Das Mädchen war höchstens 10 m von mir weg. Die Frauengruppe ganz oben im Bild, mit einem roten Kringel gekennzeichnet, war bei der Aufnahme am Horizont zu sehen. Also, die Position der Frauen im Bild ist korrekt. Ich drücke den Auslöser der Kamera, das gemachte, fertige Foto erscheint auf dem Bildschirm des Smartphones. Doch o Schreck, wo ist das Mädchen?

Eine Vergrößerung des Fotos zeigte Sie dann wieder, aber Sie war dabei schon 100 m weiter. Da kam mir eine Idee. Wenn es ein Geistwesen ist, wird sie ja wohl nicht unseren irdischen Zeitvorstellungen unterworfen sein. Dass sie im Moment des Schnappschusses eine Strecke von ca. 100 m zurückgelegt hat, würde auch die ungewöhnliche Gehgeschwindigkeit erklären. Noch ein besonderes Detail beobachte ich auf der Vergrößerung. Um Ihre Person ist ein strahlender Schein, ich denke an eine Aura, ein Energiefeld um den Körper. Ich bekomme eine Gänsehaut. Was passiert da? Ich brauche Erklärungen, Lösungen!

Ich mache mich auf den Weg zu einem Parapsychologen in den Niederlanden nahe der deutschen Grenze zu Aachen. Ein altes schlecht instand gehaltenes Haus, welches selbst schon gespenstig wirkt, dort finde ich Dr. Weststett (Name geändert). Auf dem Schild am Eingang steht: Dr. Weststett, Psychiater und Parapsychologe. Die Sprechzeiten sind mit einer Klebefolie überdeckt. Er sagte mir bei unserer telefonischen Termin-Avisierung, dass er nicht mehr praktiziert und im Ruhestand ist. Das beruhigt mich, dann wird er mir auch keine Zwangsjacke verpassen 🙂

Ein netter älterer Mann öffnet mir die Tür. Sein Haar ist grau und lang, er ist schlank und sehr gepflegt. Sie sind Herr Karmann – fragt er mich. Ja und ich vermute, Sie sind Dr. Weststett – antworte ich. Wir lachen und er bittet mich hinein.

Dr. Weststett führt mich in sein altes Sprechzimmer. Darin eine einladende Couch, zwei wuchtige Sessel und ein uralter schwerer Eichenschreibtisch. Ich schaue mich um und entdecke viele elektronische Apparaturen, welche jedoch auch uralt anmuten. Er bittet mich in einem seiner breiten Barocksessel Platz zu nehmen. Herr Karmann Sie erzählten mir bereits am Telefon von Ihren Beobachtungen am See. Können Sie mir das bitte nochmal in aller Ruhe erklären Ich antwortete: Aber selbstverständlich werde ich das, ich habe auch Skizzen und Bilder dabei, Moment ich schalte mal kurz meinem Notebook ein. Dann erklärte ich dem Doktor meine kurze Analyse zu den Ereignissen und zeigte ihm auch die Fotos. Er schaute mir dabei tief in die Augen, ich denke, das ist wohl normal für einen Psycho-Doktor. Nach meiner Präsentation herrscht zunächst eine gefühlte lange Zeit absolute Ruhe. Ich wage diese Ruhe nicht zu unterbrechen, er scheint zu überlegen. Danach, sagte er: Erzählen Sie mal ein wenig zu Ihnen. Sind Sie sehr sensibel? Haben Sie besondere Feststellungen zu Ihrer Person gemacht, also was die Kommunikation mit Ihrer Umwelt anbelangt und wie entspannt nehmen Sie Ihren Lebensraum wahr? Ich wundere mich ein wenig über die Fragen, will aber antworten. Was die Sensibilität meiner Person betrifft, höre ich Flöhe husten, ich hoffe, Sie kennen diese Metapher. Ja, ich habe die Begabung, das Vertrauen von Mitmenschen sehr schnell zu gewinnen, ich bin ein Super-Zuhörer und Beobachter. Was mich selbst sehr wundert, kleine Kinder lächeln mich ohne Grund an, dachte schon ich sähe irgendwie witzig aus. Tiere gucken mich liebevoll an, lassen jegliche Aggression fallen und nehmen neben mir Platz. Was die Entspannung anbelangt habe ich den obersten Level erreicht, bin ja auch in Pension. Er schaut mich durchdringend an und sagt dann etwas, was mich total von ihm überzeugte. Was ist mit Ihrer Krankheit, ich sehe da ein Problem in der Magengegend. Ich erzählte ihm von meiner Notoperation wegen Darmverschluss und meine wartende Situation danach auf einen weiteren Operationstermin. Dazu wünschte er mir viel Erfolg und bestätigte, es gäbe keine bösartige Krebszelle in mir.

Woher weis dieser Mann das ?

Nun Herr Karmann oder sollen wir gleich die Formalien fallen lassen und uns mit Vornamen anreden, ich heiße Knut. Aber sehr gerne Dr. Weststett, Knut und ich heiße Horst. Also Horst, fuhr er fort, Sie, sowie auch ich haben eine gemeinsame Begabung, wir können eine Aura sehen, welche jedes Lebewesen als eine Art Energiegürtel umgibt. Sie Horst haben eine sehr schöne Aura, was einen guten Menschen verrät. Kinder und Tiere haben die Begabung, eine Aura zu sehen, noch nicht verloren. Nur der moderne lebende Mensch, welcher der Meinung ist alles zu wissen, verlor diese Eigenschaft. Inwiefern auch Geistwesen diese Aura besitzen, ist noch nicht eindeutig bewiesen. Ihr Foto des Mädchens lässt einen gelblichen Schein, um die Person herum, erkennen. Fragen Sie mal einige Leute in Ihrem Freundeskreis, nur selten wird einer diesen Schein wahrnehmen. Wenn Sie mir das Foto überlassen würden könnte, ich dazu weitere Analysen vornehmen, inwiefern es sich um ein Geistwesen handelt. Ich antworete ehrfürchtig: Ja Knut, so machen wir das und ich werde bei meinen täglichen Seeabrundungen weiterhin das Mädel beobachten. Dr. Weststett entgegnete: Wenn es ein Geistwesen war, werden Sie das Mädchen vorerst nicht mehr sehen. Sie hat Ihre Mission erfüllt und besitzt auch wahrscheinlich keine Energie mehr zu erscheinen.

Mission stammelte ich.

Ja, ein Geistwesen will immer auf etwas aufmerksam machen. Im einfachen Falle war die Erscheinung eine Repräsentation Ihres eigenen Ichs, dann wäre das Problem bei Ihnen zu suchen. Im zweiten Fall könnte das Wesen auf eine eigene Unregelmäßigkeit aufmerksam machen, etwa darauf was Sie veranlasste in den See zu gehen. Ich sehe Ihnen an Winfried, Sie haben hundert Fragen ins Gesicht geschrieben. Aber haben Sie Geduld, wir beide lösen diese Fragen, es braucht nur Zeit. Wir trinken noch eine Tasse Tee zusammen, welche seine Frau uns serviert und er erzählt mir noch ein wenig zu seiner Berufung. Ich finde Knut sehr interessant und intelligent. Ich verabschiede mich, wir tauschen die Handynummern aus und oh Wunder Knut hat auch WhatsApp auf seinem Smartphone installiert. Zurück zu Hause kann ich den nächsten Morgen und meine Seeraumrundung kaum erwarten.

Vollversion demnächst bei Kindle